Filmkritik „Lionheart“ – an.schlage 5/2019

„Lionheart“, die erste Netflix-Kooperation mit der nigerianischen Filmbranche, bricht gleichermaßen mit Geschlechter- und Nollywood-Klischees. Von VANESSA SPANBAUER

Was geschieht, wenn es um die temporäre Nachfolge eines Familienunternehmens geht und kein männlicher Nachkomme bereitsteht? Genau, ein anderer Mann wird geholt, ungeachtet dessen, dass eine Nachfolgerin bereits seit Jahren in den Startlöchern steht. Die Geschichte der übergangenen Tochter, die hart kämpft, um die Anerkennung zu bekommen, die ihr zusteht, ist nicht neu – doch die Szenerie ist für westliche Sehgewohnheiten äußerst ungewöhnlich.

Lionheart-Netflix

(c) Netflix

„Lionheart“ ist nämlich die erste Zusammenarbeit zwischen Netflix und der nigerianischen Filmbranche und setzt damit ein Zeichen. Neben Hollywood hat sich vor vielen Jahren Bollywood mitsamt aller Besonderheiten im Westen etabliert, bei uns weniger bekannt, aber ebenso einzigartig ist Nollywood. Nollywood gilt als die drittgrößte Filmindustrie der Welt. Zum Vergleich: In Österreich werden pro Jahr zwischen dreißig und fünfzig Filme produziert, in Nigeria sind es um die fünfzig Produktionen pro Woche. Nollywood ist nicht nur der zweitgrößte Arbeitgeber Nigerias nach der Landwirtschaft, sondern beherrscht die Bildschirme des gesamten afrikanischen Kontinents. Doch in Nollywood wird nicht nur für den afrikanischen Markt produziert, die Filme erfreuen sich auch in der Diaspora weltweit großer Beliebtheit. Selbst wer nicht in einer nigerianischen Familie aufwächst, sieht die Filme seit frühster Kindheit in irgendwelchen Wohnzimmern nebenbei oder schaut gleich mehrere hintereinander beim Haaremachen im Afroshop. Aufgrund der großen Nachfrage sind viele Nollywood-Filme auch auf YouTube zu finden – für Netflix ist es also ein kluger Move, sich solche Publikumslieblinge zu sichern.
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„Ich habe mich so geniert“ – an.schläge 4/2019

Immer mehr Menschen leben versteckt in Armut und ohne eigenes Zuhause. Für Frauen bedeutet das oft Gewalt und Abhängigkeit. Von VANESSA SPANBAUER

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„Mit neun war ich das erste Mal zwei Wochen auf der Straße“, sagt die Frau, die vor mir sitzt. Sie wirkt gelassen, denn über ihre Geschichte spricht sie im Rahmen der „Supertramps“ oft. Supertramps ist ein Projekt, das wohnungslosen Menschen die Möglichkeit gibt, ihre Geschichte zu teilen. Bei den Touren bieten obdachlose Stadtexpert_innen wichtige Einblicke in ein Leben, mit dem die Teilnehmenden sonst selten konfrontiert werden. Sandra lebte viele Jahre im Heim, bis ihre Mutter sie wieder zu sich holte. Mit 17 Jahren führte sie das Leben wieder zurück auf die Straße. Da das Leben als wohnungslose Frau alles andere als ungefährlich ist, schloss sie sich einer Gruppe an. „Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt. Ich habe auf die Sachen aufgepasst, während die anderen schnorren gegangen sind. Man teilt alles und Lehrlingsgeld hatte ich zusätzlich auch.“ Durch die Lehre konnte Sandra wieder Fuß fassen, fand schließlich auch eine eigene Wohnung. Sie erinnert sich: „Von 18 bis 44 habe ich ganz normal gelebt. Ich war arbeiten, verheiratet, habe Kinder aufgezogen und wollte ihnen alles bieten.“

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WIN WIN: Beale Street – Verlost

In den 1970ern in Harlem: Der 22-jährige Bildhauer Alonzo Hunt, genannt Fonny, und die 19-jährige Verkäuferin Tish sind erst Freunde, doch ihre Freundschaft mündet in eine tiefe Liebe. Als Fonny fälschlicherweise beschuldigt wird, eine Frau vergewaltigt zu haben, obwohl er ein Alibi hat und er sich demnach gar nicht in der Nähe des Tatortes befunden haben kann, muss er ins Gefängnis. Eine tragische Liebesgeschichte folgt, bei der es nicht nur um falsche Anschuldigungen, sondern auch um Rassismus geht und uns tief im Herzen trifft. Dabei geht uns die #younglove von Fonny und Tish nicht mehr aus dem Kopf.

Beale Street
Drama
Regie: Barry Jenkins
Mit: Kiki Layne, Stephan James, Regina King, Colman Domingo, ua.
VÖ: 7. März 2019

Zu gewinnen gibt es ein Package zum Film bestehend aus dem Buch zum Film von James Baldwin, 1 Filmposter, 2 Ticketgutscheine (einzulösen österreichweit).

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Wenn du gewinnen willst schicke eine Mail mit dem Betreff Beale Street an vansista.blog@gmail.com

Und beantwortet eine Frage:
Was ist eure Lieblingsliebesgeschichte in einem Film?

Bitte ebenfalls die Adresse angeben!

Danke an Filmladen.

Viel Glück!

*Teilnahmeberechtigt sind alle Menschen über 18 Jahren mit Hauptwohnsitz in Österreich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barablöse möglich. Ende der Teilnahmefrist ist der 08.03.2019.

ORF Wie Wir – aber nicht Du, wenn du von Rassismus betroffen bist

Stellt euch vor, ihr seid ein öffentlich-rechtliches Medium, habt Geld für eine Produktion in die Hand genommen, die plötzlich durch einen Hashtag total aktuell wird und spielt sie nicht – weil kein Happy-End in Sicht ist #metwo

Rassismus ist kein einfaches Thema, wie der ORF in einem ZIB Magazin Beitrag von Montag, 30. Juli 2018, festhält. „Kaum jemand möchte über dieses Thema reden“, heißt es. Nun das stimmt so nicht ganz, viele wollen es nur nicht hören – so auch der ORF, wie er aktuell beweist, indem er eine abgesegnete Dokumentation mit Sendetermin doch nicht spielt, ohne eine Begründung dafür abzugeben.

Der Hashtag #metwo – steht für „ich zwei“ (Identitäten) – holt seit Tagen Alltagsrassismus vor den Vorhang – einen Vorhang, der immer halb transparent ist, bei dem aber jeder so tut als wäre er blickdicht. Während viele Menschen fast täglich Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft oder ihren Wurzeln erfahren, ist das Thema für viele Menschen neu. Perfekt also, um den öffentlich-rechtlichen Auftrag ernst zu nehmen und einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft abzubilden.

Von unbeholfen, einfach deppat bis rassistisch

Der patscherte Umgang der ÖsterreicherInnen mit Schwarzen Menschen – oder besser der patscherte Umgang weißer WienerInnen mit Schwarzen WienerInnen – war unter anderem Gegenstand einer Dokumentation, die der ORF Wien in Auftrag gab, inhaltlich absegnete und kurz vor der Ausstrahlung aus dem Programm kickte. Patschert ist der Umgang mit Menschen, die Wurzeln in anderen Ländern oder Kulturen haben, oft. Rassistisch auch – und genau das ist ein Thema, dass man im ORF nicht hören und nicht erzählen will.

Rassismus hat verschiedenste Facetten, die Doku „Schwarz in Wien – Von Soliman bis Alaba“ hätte einen wichtigen Beitrag leisten können, die Lebensrealitäten von vielen Menschen in dieser Stadt und in diesem Land abzubilden. Eine Produktion, die Schwarze Menschen vor die Kamera holt, die ihre Erfahrungen und Erlebnisse schildern. InterviewpartnerInnen, die sich selbstverständlich als Teil dieses Landes fühlen, bis es ihnen jemand abspricht und das womöglich das ganze Leben lang.

Von kleinen Worten bis wüsten Beschimpfungen, Handgreiflichkeiten, Polizeigewalt und Diskriminierung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche – das Leben als Schwarzer Mensch in Österreich fordert enorme Stärke. Die Verarbeitung, der Umgang und die Erlebnisse variieren von Person zu Person. Was bleibt, sind Geschichten, die eine Plattform brauchen. Eine Plattform, die die österreichische Medienwelt mit ihren meist sehr homogenen, weißen Redaktionen nicht bieten will. Schwarze Menschen dürfen als Kriminelle auftreten, Sport machen, singen und brav mit Trommeln im Afrikadorf sitzen, einfach Teil dieser Gesellschaft sein allerdings eher nicht.

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Wer genau ist Wir? Diversität ginge besser

Du kummst hier ned rein

Diversität und die österreichische Medienwelt sind keine guten Freunde. Journalisten und Journalistinnen sind mehrheitlich weiß, ohne Migrationshintergrund und kommen eher nicht aus den sogenannten Arbeiterfamilien. Man berichtet „über“ etwas. Über den Islam, über „Brennpunktschulen“, über Migration, meist ohne die betroffenen Gruppen miteinzubeziehen und lässt somit nicht beide Seiten zu Wort kommen. Repräsentation ist zu viel verlangt, geht nur, wenn es „thematisch passt“. Und schnell merkt man, es passt nie.

Warum spielt der ORF eine fertige, abgesegnete, vom Verantwortlichen als „toll“ und „stark“ bezeichnete und in Auftrag gegebene Doku nicht und lässt sie kurz vor dem Sendetermin am 5. August, um 18:20 Uhr auf ORF 2, im Archiv verschwinden? Warum ist die Direktorin des Landesstudio Wien, die in letzter Minute die Reißleine zog, bis jetzt nicht bereit, ein Statement mit einer Begründung abzugeben und lässt alle mit ihrer Entscheidung im Ungewissen?

Erklärung gibt es keine, wir können nur vermuten. Ist es ein Ertappt-fühlen und die Verweigerung der Reflexion über den eigenen Rassismus? Oder ist es Angst vor der Meinung der Zuseher, die „besorgte Bürger“ sein könnten? Oder geht es doch gar um die Angst vor Konsequenzen aus der Politik – besonders, weil die Regierung angeblich daran feilt, den ORF zu schwächen oder ihn zu „unterwandern“? Spekulationen, die man sich schwer verkneifen kann. Während darüber diskutiert wird, ob man Rechtsextremen eine Plattform bietet, dürfen die Menschen scheinbar keine erhalten, die von der aufgeladenen Stimmung im Land am meisten betroffen sind. Eine Stimmung zu der die Medien viel beigetragen haben.

Auch ich bin Wien

Als Mitarbeiterin, die diese Doku begleitet hat, als Chefredakteurin eines Mediums für die 2. und 3. Generation von Menschen mit afrikanischen Wurzeln und Wurzeln in der Diaspora, als Schwarze Frau und als Wienerin finde ich diese Vorgangsweise einem öffentlich-rechtlichen Sender unwürdig und inakzeptabel. Besonders das Fehlen einer Begründung empfinde ich als Schmähung der Lebensrealitäten Schwarzer Menschen.

Ich spreche mich hiermit für eine diversere Darstellung der Bevölkerung in einem Medium, das uns allen gehören sollte, aus. Geschichten über Alltagsrassismus, Struktureller Rassismus und Diskriminierung sind österreichische Geschichten – erlebt von ÖsterreicherInnen, ausgeführt von ÖsterreicherInnen. Es ist an der Zeit von einem „ORF wie Wir und Ihr“ zu einem „ORF wie Wir“ zu finden.

 

Vanessa Spanbauer
Österreicherin, Schwarze Wienerin, Mitarbeiterin der Doku „Schwarz in Wien“ & Chefredakteurin fresh – Black Austrian Lifestyle

Talk im Rahmen der #mediana18

Im Mai wird es mal wieder Zeit für einen kleinen Talk, diesmal nicht in der Uni oder bei einem Festival, sondern auf einem Medienevent.

Die #mediana18 findet Mitte Mai in Linz statt. Gegenstand der Konferenz ist der Public Service Auftrag von Medien im Kontext des Strukturwandels der Öffentlichkeit. Konkret  geht es um den Beitrag öffentlich-rechtlicher/kommerzieller/nicht-kommerzieller Medien zur politischen Willensbildung.

Neben Keynotes, Workshops und Podiumsdiskussionen werden einige Talks für Input sorgen.
Talks

19.Mai 2018, Beginn: 10:45 Uhr

– Konrad Mitschka (ORF Generaldirektion): Public Open Space – ein Beitrag zu (mehr) Public Value?

– Erich Fenninger (Volkshilfe, ORF Publikumsrat): Öffentlich-rechtliche Struktur und Zivilgesellschaft – ein Beitrag zu mehr Unabhängigkeit

– Vanessa Spanbauer (fresh – Black Austrian Lifestyle Magazin): Vielfalt und Teilhabe – Nischen, die Wirklichkeit schaffen

– Daniela Kraus (fjum Wien): Welche Medienkompetenzen braucht Demokratie?

– Sigrid Ecker (Infomagazin FROzine) / René Schuster (Radio Helsinki) / Markus Kienast(ZIGE.TV): Public Value und Selbstorganisation – Politischer Journalismus in den Freien Medien

#mediana 18 – public open spaces
Vom demokratischen Auftrag medialen Diskurses

Samstag 19.05.2018, Kunstuniversität Linz, Domgasse 1

Das Programm und alle Infos findet ihr unterhttps://mediana.at

Auf geht’s zum Zeitgeschichtetag 2018

Kommenden Donnerstag geht es mit meiner Crew von Lost in Administration zum Zeitgeschichtetag 2018.

„Geschichte wird gemacht“ – das ist das Motto des diesjährigen „Österreichischen Zeitgeschichtetages“ (ZGT), der zwischen dem 5. und 7. April 2018 vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ausgerichtet wird. Bei dieser Tagung werden Historiker und Historikerinnen bei über 150 Vorträgen Zeitgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

Unser Panel steht ganz im Zeichen der „Befreiungskinder“ mit Schwarzen GI Vätern.

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Alle Infos: https://zgt18.univie.ac.at

Beitrag Mit Haut und Haar – Wien Museum April 2018

Die letzten Monate hatte ich die Chance an einem Beitrag für einen Ausstellungskatalog des Wien Museums zu schreiben.

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(c) Wien Museum https://www.wienmuseum.at/de/aktuelle-ausstellungen/ansicht/mit-haut-und-haar-frisieren-rasieren-verschoenern.html

Die Ausstellung „Mit Haut und Haar“ ist ab 18. April im Wien Museum beim Karlsplatz zu sehen und läuft bis 6. Jänner 2019.
Haut und Haare sind Teile des Körpers, die von vielen Menschen regelmässig, wenn nicht täglich, verändert und gepflegt werden. Deshalb widmet das Wien Museum diesem Aspekt eine eigene Ausstellung. Gestaltungs- und Pflegepraktiken stehen ebenso im Fokus, wie Techniken, Konsumfelder und Handwerke. Darüber hinaus geht es um Bedeutungen und Normen des gestalteten Körpers.

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Mein Beitrag beleuchtet den Aspekt Afro-Haar aus einer Wiener Perspektive.

Alle Infos zur Ausstellung unter: https://www.wienmuseum.at/de/aktuelle-ausstellungen/ansicht/mit-haut-und-haar-frisieren-rasieren-verschoenern.html

 

Frauen im Musikjournalismus: „Ein Interview gibt’s, wenn du ’nice‘ zu mir bist“ – Noisey/VICE

Grapschende Manager, Interviews gegen Sex und aufdringliche Musiker – der Musikjournalismus bleibt männlich und das nicht ohne Grund. Sexismus und sexuelle Belästigung sind Teil der Jobbeschreibung.

Vor ein paar Jahren wurde der männliche Blick der Musikjournalisten ein Thema. Musikerinnen werden oft anders – oft unfairer und strenger – kritisiert als ihre männlichen Kollegen. Doch auch das Verhältnis zwischen Musikjournalistinnen und der leider immer noch männlich dominierten Musikbranche kann problematisch sein. Als ich mit 18 begann, über Musik zu schreiben, war ich übergewichtig und für die meisten Männer unattraktiv – ein Glück, wie sich später zeigen sollte. Denn kaum hatte ich abgenommen, wurden die Annäherungsversuche mehr – auch von Menschen, die einen gewissen Abstand hätten halten sollen.

Dieser notwendige Abstand ist oft blurry – die alte Formel „You Don’t Shit Where You Eat“ kann aber als Mantra zu jedem Branchenevent mitgenommen werden. Wer mich privat kennenlernt, kann mich gern nach einem Date fragen – da spielt der Beruf keine Rolle. Wenn ich mir allerdings nicht sicher bin, ob sich unsere Wege noch kreuzen und es Probleme verursacht, ist eine Abfuhr angebracht. Definitiv unerwünscht sind Booty-Call-Nachrichten um 3 Uhr morgens von Typen, mit denen ich rein beruflich zu tun habe. Noch lächerlicher wird’s, wenn sie vergeben sind.

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Alter, weißer, mächtiger Mann

Rassismus ist mir in diesem Bereich in den letzten Jahren selten begegnet. Künstler und sogenannte Musikmenschen wirken eher happy, jemanden zu sehen, den sie nicht unbedingt im Journalismus erwarten. Sexismus steht klar im Zentrum der Diskriminierung. Doch war auch ich vor einem alten, weißen, mächtigen Mann nicht gefeit. Mein Vor- und Nachname waren einem etwa 50-jährigen Manager nicht „afrikanisch“ genug, weshalb er sie gleich umdichtete und mich lächerlich machte. Meine Schockstarre motivierte ihn auch noch dazu, mich anzufassen. Weiterlesen

Wir brauchen einen akzeptierten Begriff für „Mixed People“

MEINUNG

„Mischling“, „Half-Cast“, „Mulatte“ – alle diese Worte sind problematisch. Sie existieren dennoch und werden nicht nur zur Beleidigung verwendet, sondern auch von vielen Menschen mit einem weißen und einem Schwarzen Elternteil als Eigenbezeichnung genutzt – mit Recht.

Schwarz, mit großem S als politischer Begriff, ist wichtig. Er zeigt, dass uns nicht unsere Hautfarbe anders macht, sondern die Erlebnisse, die wir teilen. Wir erleben Rassismus, werden von vielen Dingen ausgeschlossen und haben einige Gemeinsamkeiten, über die wir als Gruppe besser sprechen können. Auch „mixed people“ werden mit all diesen Dingen konfrontiert. Allerdings gesellen sich hier noch weitere Ebenen hinzu. Wir wissen, dass wir aufgrund unserer meist etwas helleren Hautfarbe anders und in einigen Fällen besser behandelt werden, als Menschen mit dunklerer Haut. Allerdings haben wir eine Menge anderer Probleme und Erlebnisse, die uns die Nähe Gleichgesinnter suchen lassen. Denn der Spruch „Too black for the white kids, too white for the black“ ist bei vielen Menschen Programm.

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Angeblich sind „mixed“ people die Zukunft

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Ist Schwarzsein eine Laune?

Rachel Dolezal ist weiß. Mariah Carey wird als Schwarz gesehen. Sofia Richie nicht. Was macht einen Schwarzen Menschen wirklich Schwarz? 

Social Media kann manchmal dazu beitragen, dass Fragen im Kopf auftauchen, die sich davor noch nie gestellt haben. Ein Beitrag in einer Natural Hair Gruppe machte mich auf ein Thema aufmerksam, das uns in Zukunft immer öfter begleiten wird. Schwarze Frauen stritten darüber, ob Sofia Richie, die jüngere, leibliche Tochter des Sängers Lionel Richie, Schwarz sei. Sie ist die Tochter eines Schwarzen Mannes – warum also nicht. Als der Blick dann über ihr Foto wandert, sieht man eine junge Frau mit weißer Haut, blonden, glatten Haaren und einer ziemlich europäischen Gesichtsstruktur. Einzig ihre etwas breitere Nase und ihre leicht gebräunte Haut – die auch von der Sonne stammen könnte – erinnern an eine Schwarze junge Frau. Menschen, die etwas geübter darin sind, Features afrikanischstämmiger Menschen zu erkennen, können die Verbindung zu einem Mann wie Lionel Richie erahnen. Vor allen anderen steht eine weiße Frau.

HERKUNFT ODER LOOK

Ist Richie als direkte Nachfahrin eines Schwarzen Mannes und einer weißen Frau nun Schwarz? Hätte sie mehr Melanin in ihrer Haut, würde diese Frage nie gestellt. Von den meisten würde sie als Schwarz bezeichnet werden, obwohl sie auch einen weißen Elternteil hat. Nun, Schwarz mit großem S ist ein politischer Begriff, er bezieht sich nicht auf die Farbe unserer Haut, sondern auf unsere gemeinsamen Erlebnisse. Welche Erlebnisse teilt Sofia mit Schwarzen Menschen? Rassismus erlebt sie nicht, oder nur sehr selten und zwar von Menschen, die ihren Vater kennen. Auf offener Straße wird sie in diese Situation jedoch kaum kommen. Definiert sich unser Schwarz sein aber nur durch Rassismus, Ausgrenzung und die zugegeben gravierenden Folgen – oder gibt es auch andere Faktoren? Sind Familiengefühl, Traditionen, Kultur, die Bildung, die gemeinsame Geschichte und Sozialisation so irrelevant, oder beziehen wir sie in unser Schwarzsein ein? Weil das würde Richie wohl doch zu einer Schwarzen Frau machen – einfach mit weniger Melanin. Weiterlesen