Beitrag Mit Haut und Haar – Wien Museum April 2018

Die letzten Monate hatte ich die Chance an einem Beitrag für einen Ausstellungskatalog des Wien Museums zu schreiben.

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(c) Wien Museum https://www.wienmuseum.at/de/aktuelle-ausstellungen/ansicht/mit-haut-und-haar-frisieren-rasieren-verschoenern.html

Die Ausstellung „Mit Haut und Haar“ ist ab 18. April im Wien Museum beim Karlsplatz zu sehen und läuft bis 6. Jänner 2019.
Haut und Haare sind Teile des Körpers, die von vielen Menschen regelmässig, wenn nicht täglich, verändert und gepflegt werden. Deshalb widmet das Wien Museum diesem Aspekt eine eigene Ausstellung. Gestaltungs- und Pflegepraktiken stehen ebenso im Fokus, wie Techniken, Konsumfelder und Handwerke. Darüber hinaus geht es um Bedeutungen und Normen des gestalteten Körpers.

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Mein Beitrag beleuchtet den Aspekt Afro-Haar aus einer Wiener Perspektive.

Alle Infos zur Ausstellung unter: https://www.wienmuseum.at/de/aktuelle-ausstellungen/ansicht/mit-haut-und-haar-frisieren-rasieren-verschoenern.html

 

Wir brauchen einen akzeptierten Begriff für „Mixed People“

MEINUNG

„Mischling“, „Half-Cast“, „Mulatte“ – alle diese Worte sind problematisch. Sie existieren dennoch und werden nicht nur zur Beleidigung verwendet, sondern auch von vielen Menschen mit einem weißen und einem Schwarzen Elternteil als Eigenbezeichnung genutzt – mit Recht.

Schwarz, mit großem S als politischer Begriff, ist wichtig. Er zeigt, dass uns nicht unsere Hautfarbe anders macht, sondern die Erlebnisse, die wir teilen. Wir erleben Rassismus, werden von vielen Dingen ausgeschlossen und haben einige Gemeinsamkeiten, über die wir als Gruppe besser sprechen können. Auch „mixed people“ werden mit all diesen Dingen konfrontiert. Allerdings gesellen sich hier noch weitere Ebenen hinzu. Wir wissen, dass wir aufgrund unserer meist etwas helleren Hautfarbe anders und in einigen Fällen besser behandelt werden, als Menschen mit dunklerer Haut. Allerdings haben wir eine Menge anderer Probleme und Erlebnisse, die uns die Nähe Gleichgesinnter suchen lassen. Denn der Spruch „Too black for the white kids, too white for the black“ ist bei vielen Menschen Programm.

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Angeblich sind „mixed“ people die Zukunft

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Ist Schwarzsein eine Laune?

Rachel Dolezal ist weiß. Mariah Carey wird als Schwarz gesehen. Sofia Richie nicht. Was macht einen Schwarzen Menschen wirklich Schwarz? 

Social Media kann manchmal dazu beitragen, dass Fragen im Kopf auftauchen, die sich davor noch nie gestellt haben. Ein Beitrag in einer Natural Hair Gruppe machte mich auf ein Thema aufmerksam, das uns in Zukunft immer öfter begleiten wird. Schwarze Frauen stritten darüber, ob Sofia Richie, die jüngere, leibliche Tochter des Sängers Lionel Richie, Schwarz sei. Sie ist die Tochter eines Schwarzen Mannes – warum also nicht. Als der Blick dann über ihr Foto wandert, sieht man eine junge Frau mit weißer Haut, blonden, glatten Haaren und einer ziemlich europäischen Gesichtsstruktur. Einzig ihre etwas breitere Nase und ihre leicht gebräunte Haut – die auch von der Sonne stammen könnte – erinnern an eine Schwarze junge Frau. Menschen, die etwas geübter darin sind, Features afrikanischstämmiger Menschen zu erkennen, können die Verbindung zu einem Mann wie Lionel Richie erahnen. Vor allen anderen steht eine weiße Frau.

HERKUNFT ODER LOOK

Ist Richie als direkte Nachfahrin eines Schwarzen Mannes und einer weißen Frau nun Schwarz? Hätte sie mehr Melanin in ihrer Haut, würde diese Frage nie gestellt. Von den meisten würde sie als Schwarz bezeichnet werden, obwohl sie auch einen weißen Elternteil hat. Nun, Schwarz mit großem S ist ein politischer Begriff, er bezieht sich nicht auf die Farbe unserer Haut, sondern auf unsere gemeinsamen Erlebnisse. Welche Erlebnisse teilt Sofia mit Schwarzen Menschen? Rassismus erlebt sie nicht, oder nur sehr selten und zwar von Menschen, die ihren Vater kennen. Auf offener Straße wird sie in diese Situation jedoch kaum kommen. Definiert sich unser Schwarz sein aber nur durch Rassismus, Ausgrenzung und die zugegeben gravierenden Folgen – oder gibt es auch andere Faktoren? Sind Familiengefühl, Traditionen, Kultur, die Bildung, die gemeinsame Geschichte und Sozialisation so irrelevant, oder beziehen wir sie in unser Schwarzsein ein? Weil das würde Richie wohl doch zu einer Schwarzen Frau machen – einfach mit weniger Melanin. Weiterlesen